Weisheit

 

  1. Zusammenhänge erkennen
    Der weise Mensch weiß um die grundlegenden Probleme des Lebens und um die Verstrickungen. Er kennt die Natur, die Grundlagen zwischenmenschlichen Umgangs, gesellschaftliche Normen und weiß, wann man sich darüber hinwegsetzen muss.
  2. Sinnvoll handeln
    Der weise Mensch kann Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Er besitzt Managementstrategien, um sein Leben zu meistern und mit seiner Zeit sinnvoll umzugehen. Er kann sich von eigenen Motiven und Sehnsüchten stark distanzieren und wird so zum klugen Ratgeber für andere.
  3. Relativität vs. Absolutheit anerkennen
    Der weise Mensch weiß, dass verschiedene Menschen zum Beispiel in verschiedenen Kulturen oder zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Werte haben. Dessenungeachtet wird er seinen kleinen Kanon von eher universellen Werten beherzigen.
  4. Bedingtheit - Kontext einbeziehen
    Der weise Mensch sieht Personen und Ereignisse nie isoliert, sondern immer im Bezug zu den Rahmenbedingungen. Er weiß, dass sich Probleme anders darstellen, je nachdem, ob sie Familie oder Arbeitswelt betreffen - und auch abhängig vom Alter.
  5. Ungewissheit einbeziehen
    Den weisen Menschen zeichnet aus, dass er sich mit seiner eigenen Endlichkeit genauso auseinander setzt wie mit der Tatsache, dass zum Leben auch immer ein Stück Ungewissheit gehört. Wir wissen nie, was die Zukunft bringt. Er meistert den Balanceakt zwischen seiner Ungewissheit und der Notwendigkeit, trotzdem handlungsfähig zu bleiben.



    Ursula M. Staudinger (*1959) deutsche Professorin für Psychologie, Alternsforscherin, Jacobs University Bremen, Wochenendmagazin der Nürnberger Nachrichten, 17./18. Januar 2004